Margaréta
Horváthová
Die Deutschen in der Slowakei
Die ethnokulturelle Traditionen vom Aspekt der Besiedlung, des
Handwerks und der Tracht
Fórum inštitút pre výskum menšín
und
Lilium Aurum,
Komárno – Dunajská Streda 2002
ISBN 80-8062-152-7
Zusammenfassung
Die geopolitische Lage der heutigen Slowakei prädestinierte sie
zu intensiven Kontakten mit dem deutschen Kulturmilieu; diese
beginnen bereits in den ersten Jahrhunderten unserer
Zeitrechnung, in denen die Besiedlung unseres Gebietes mit dem
deutschen Ethnikum begann, Sie war im 15. Jahrhundert weitgehend
abgeschlossen und betraf einen großen Teil der Slowakei. Die
Einwanderung der fremden Besucher beeinflusste ganz wesentlich
nahezu alle Bereiche des wirtschaftlichen, kulturellen und
politischen Lebens in Ungarn, Die Migration der deutschen
Bevölkerung in der Slowakei verlief auch In anderen
Jahrhunderten, aber bereits in einer verhältnismäßig geringeren
Intensität.
Die Besiedelung des slowakischen Gebietes mit dem deutschen
Ethnikum verlief In mehreren Etappen. Als erstes bewerkstelligte
man die Kolonisation auf Grundlage des teutonischen Rechts im
12. bis 15. Jahrhundert, in denen die Anzahl der Kolonisten am
stärksten war. Vor allem in der zweiten Hälfte des 13.
Jahrhunderts und zu Beginn des 14. Jahrhunderts dringt in das
Gebiet der Slowakei ein starkes deutsches Element vor, das neue
Formen der Wirtschaft, des Rechtssystem und der Kultur mit sich
brachte. Die deutschen Kolonisten, aus einer fortgeschrittenen
Umgebung kommend, bekommen in dem neuen Land weitreichende
Privilegien, die ein schnelles wirtschaftliches,
gemeinschaftliches und kulturelles Wachstum gewährleisten.
- In der ersten Etappe war die obere und untere Zips
besiedelt, die Bergstädte der Mittelslowakei mit breiterer
Umgebung, mehrere Städte der Ostslowakei und auch viele
Städte in dem Gebiet der Westslowakei - Pressburg, Tyrnau
und die Kleinkarpatenweinstädchen.
- Die zweite Etappe der Besiedelung der Slowakei mit dem
deutschen Ethnikum hängt mit der Gegenreformationsbewegung
In Europa im 16. - 17. Jahrhundert zusammen. In dieser Zeit
haben sich in der Westslowakei die Wiedertäufer - Habanen -
niedergelassen, in der Umgebung von Pressburg und auf der
kleinen Schüttinsel die nächsten Religionsverbannten aus
mehreren deutschen und österreichischen Regionen.
- Die dritte Etappe fällt zeitlich in das 18. Jahrhundert,
als in unser Gebiet Gruppen von Holzfällern in die
Kleinkarpaten kommen, die von den Pálffys eingeladen wurden.
Der Zuzug der deutschen Besiedler hatte sich intensiviert
während der Herrschaft von Josef II., im Rahmen der Entfaltung
der Manufaktur, der Veredlung der Webereitechniken, der
Verarbeitung des Werggarns und der Pflanzung von Lein. Zudem
hängt sie mit der Erneuerung des Bergbaus, mit dem Beginn der
Verhüttungstechniken und des Eisenhüttenwesens zusammen. Die
vierte Etappe der Besiedelung mit deutschem Ethnikum ist mit der
Industrialisierung verbunden, mit der Gründung und der
Entwicklung der Industriebetriebe, und eigentlich knüpft sie an
die Anfänge in der josefinischen Zeit an.
In der Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Cermany (zwischen Nitra
und Topolcany) mit Deutschen aus der Umgebung von Oldenburg und
Hannover nachbesiedelt, und im Jahre 1899 kamen nach Michalok
(bei Vranov nad Topla) die deutschen Bewohner von Tachov.
Bis zum Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie waren
die Deutschen aus dem Gebiet der Slowakei ein Bestandteil der
ungarischdeutschen Bevölkerung. Nach der Entstellung der
Tschechoslowakei und aufgrund der Differenzierung der
slowakischen und tschechischen Deutschen hat es die Benennung
"Karpatendeutschen" gegeben. Der Begriff wurde bekannt vor allem
durch den Autor R. F. Kaindl.
Das deutsche Ethnikum lebte in unserem Gebiet einerseits in drei
kompakten Regionen, aber auch in vielen Städten und Gemeinden
zerstreut. Drei geographische Regionen der deutschen Residenzen
in der Slowakei stellten gleichzeitig drei kulturelle Komplexe
dar, welche sich in mehrere Subregionen stuften.
Es sind:
- Pressburg und Umgebung (die Kleinkarpatenstädchen, kleine
Schüttinsel)
- Kremnitz mit Umgebung, Deutsch Proben mit Umgebung,
sogenantem Hauerland
- Ober und unter Zips und das Tal des Flusses Bodva
Die Deutschen stellten im Mittelalter einem starken ethnischen
Element in der Slowakei dar. Später wirkte sich negativ auf die
Entwicklung des deutschen Ethnikums der Verfall des Bergbaus,
des Handwerkes und die aus diesem folgende sukzessive
Assimilation aus.
Bei der Volkszählung im Jahre 1930 machten die Deutschen 4,5 %
der ganzen Bevölkerung der Slowakei aus, was 150.000 Deutsche
darstellte. In der heutigen Zahl der 5.405 Karpatendeutschen hat
sich vor allem die Abschiebung der deutschen Bevölkerung aus dem
Gebiet der Slowakei in den Jahren 1945-46 ausgewirkt.
Die Epoche des mittelalterlichen städtischen Gewerbes, die mit
der deutschen Kolonisation begann und ungefähr bis in das 16.
Jahrhundert dauerte, war ein bedeutsamer Zeitabschnitt in der
Geschichte des Gewerbes in der Slowakei. Dessen ungeachtet, dass
die Nachrichten über jenes bis aus dem 14. Jahrhundert stammten,
ist es zweifelsfrei, dass Städte, wo Gewerbe konzentriert war,
wirtschaftlich blühten und vor Reichtum strotzten. Das Handwerk
bildete die Grundschicht in der mittelalterlichen Bürgerschaft
und hinkte keineswegs wirtschaftlich hinter der Bürgerschaft des
übrigen Mittel- und Westeuropa hinterher. Von dieser Erscheinung
zeugen viele architektonische, kunsthandwerkliche und bildende
Denkmäler.
Die Hauptzentren der Handwerkserzeugung in der Slowakei im
Mittelalter waren Kaschau, Bartfeld, Preschau, Käsmerk,
Zipserdorf, Leutschau, Pressburg, Tyrnau, Kremnitz, Neusohl und
Schemnitz. Weitere Zentren waren auch andere kleinere
mittelslowakische, zipsische und westslowakische Städte.
Eine bedeutsame Stadt mit Textilien und Bekleidungsgewerbe war
Kaschau, die in der Hälfte des 15. Jahrhunderts zum einzigen
Zentrum der Erzeugung von Barchent werden sollte. In Bartfeld in
dieser Zeit brach ein beträchtlicher Aufstieg der
Leinengewebeerzeugung herein. Einzig im Jahre 1424 befassten
sich mit ihr um die 200 Mitglieder aus den Bürgerfamilien. Die
Leinengewebeerzeugung war in vielen Städten und Zentren in der
Zips, später unter dem Einfluss von deutschen und schlesischen
Spezialisten war das zipser leinen, dass als äußerst qualitativ
galt, weltberühmt.
Das Handwerk in Pressburg hatte im 18. Jahrhundert förmlich
einen deutschen Charakter und wurde sehr aus den deutschen
Gebieten hinter der Donau ergänzt. Die Handwerker, die sich hier
für längere Zeit angesiedelt haben, kamen vor allem aus
Österreich, Bayern, aber es waren auch Deutsche aus der
Tschechei, Schlesien, West- und Mitteldeutschland.
Ausgesprochen deutsch blieben auch die Bürger aus Käsmark,
Leutschau und in Kremnitz, die sich gegen die Aufnahme von
Mitgliedern anderer Ethnien In den Stand der Bürger wehrten. Die
handwerkliche Tätigkeit führten auch die deutschen Bewohner aus
den umgebenden Gemeinden aus.
Im Hauerland neben den Bergwerksstädten spielten die deutschen
Städtchen und Gemeinden in dem handwerklichen Leben keine große
Rolle. Eine bedeutende Handwerksstadt war Deutsch Proben,
ansonsten gab es nur die üblichen Bekleidungsgewerbe wie
Schneiderei und Schusterei. In der Umgebung von Kremnitz hatte
sich vor allem in dem 19. Jahrhundert die Erzeugung von
Klöppelspitze ausgebreitet, mit der sich die Frauen ihre
ungewisse soziale Situation verbesserten.
Im 18. Jahrhundert haben sich von allem in der Zips im
Zusammenhang mit der Leinweberei das Farbengewerbe und die
Blaudruckerei ausgebreitet. Die Herstellung der Blaudruckerei im
19. Jahrhundert wurde zum Volksbrauch und drang markant in die
Bekleidung durch.
Die Bekleidungsteile aus der Blaudruckerei wurden auch in
mehreren Gemeinden des Hauerlandes gebraucht, entgegen von
Pressburg und Umgebung, wo sie in der Bekleidung der Deutschen
nicht erscheint.
Die Bekleidung der deutschen Bevölkerung trug Zeichen der
Profession des Trägers und differenzierte sich in den sozialen
Zusammenhängen. Mit der Abschiebung der deutschen Minderheit aus
dem Gebiet der Slowakei nach dem Jahre 1945 wurde eine mehr als
siebenhundert jährigen Kontinuität gestört, aber der Beitrag zum
kulturellen Bild der Slowakei bleibt als ein einzigartiges
Phänomen.
(Übersetzt von Erik Ferjancik)